Porträtaufträge

Lieber vom Leben gezeichnet, als von mir gemalt?

Entschuldigen Sie bitte, aber das ist doch ein alter Kalauer. Ich schäme mich auch einwenig dafür. Aber Sie, Sie interessieren sich für Kunst, glauben aber doch nur an die (scheinbare) Wirklichkeit der Fotografie?

Dabei zeigt eine Zeichnung, ein Gemälde, ein Kunstwerk doch weit mehr.

Es zeigt Ihre Neugier auf den bekannten ersten Schritt, der vom sichtbaren Bekannten zum verborgenen Unbekannten führt! Seien wir ehrlich: Wir fühlen uns durch jedes Leben angezogen, dass für uns etwas Unbekanntes darstellt, durch eine alte Illusion, die erst noch zerstört werden muss. Und sei es das Bild, was wir von uns selber haben. Als denn, nur Mut: lassen Sie sich von mir porträtieren!

Zart aquarelliert

Bodenständig gezeichnet oder gemalt

Verwegen collagiert

Oder hübsch sinnlich dargestellt

Ach, besuchen Sie mich doch einfach einmal unverbindlich im Atelier (vereinbaren wir einen Termin) und lassen Sie uns darüber plaudern…

Reden wir darüber, wie die Reise zum verborgenen Unbekannten verlaufen soll, kann und/oder darf.

Ihr Detlef Bach

Veröffentlicht unter Kunst

Meine verdammte Wirklichkeit

(Zum Thema Wirklichkeit folgen hier und heute wieder einmal einige Texte und Bilder aus meinem Manuskript „Die √ersuche“) – ER (ADAM) (V.O.): Wird der Mensch je erfahren was Wirklichkeit ist? Das Leben eine Insel an dessen Rinde man kratzt, um seine eigenen Emotionen freizulegen? Ein Saal voller Spiegel?… Mein Spiel ein Beobachten der Gesichter der anderen… vielen Ichs?

(Musik von Nicholas Lens setzt ein…) NAM SUM TUUS, AMOR  I´M YOURS, LOVE AETERNUM TUUS FUTURUS AND I´LL ALWAYS BE TIBI SEMPER SERVITURUS LOVE IS THE ONLY MASTER I´LL  SERVE SERVUS TUUS SEMPITERNUS FOREVER AND EVER

Aus der Helligkeit des Bildes schält sich das Gesicht der Frau.

DIE FRAU: Was für abgefahrene BILDER! Die können einen ganz schön fertig machen. (Aaron nähert sich von hinten seiner Frau.) AARON: Die Welt ist das Werk eines Gottes im Wahnsinn“, schreibt Flaubert. Als Antonius! (Aaron lacht auf.)

DIE SCHWESTER: Wisst ihr, als was mir Antonius erscheint? Als ein Narr. Ein Outsider. Und die Welt um sich herum definiert er, aufgrund seiner Einstellung, zu Randzonen. Dort legt er seine Strohmatten aus, seine Pappen, auf denen er wie ein Penner schläft. DER BRUDER: Du sagst es. Antonius würde heute auf irgendeiner schmierigen Umzugspappe herum liegen, die er im Straßengraben gefunden hat.

(Meine Versuche gehen weiter und weiter… Auch ich bin dieser Narr und Outsider, von dem hier gesprochen wurde.)

Ach ja, mein Umzug!

Andy Warhol hat, glaube ich, einmal gesagt: Wenn man Kartons faltet, sehen sie sehr schön aus. Ein Zitat, das mir kurz nach meinem Umzug einfällt, als ich versuche, irgendwie der vielen Umzugskartons in meiner neuen Wohnung Herr zu werden.

Und Andy Warhol hatte Recht. Er hatte einfach Recht. Ach ja? (Zitat Andy Warhol; aus: Warhol – Capote, Ein Sommer in New York; Verlag Mathias Gatza; 1993; Seite 88)

„Zettel´s Traum“

Einer meiner Lieblingsautoren ist und bleibt Arno Schmidt. Sein bekanntestes und zugleich kaum gelesenes Werk heißt „Zettel’s Traum“.

Mit über 1.000 Seiten im Atlasformat gilt es als deutsche Antwort auf James Joyce. Einst wurde der Sonderling als Avantgardist gefeiert, außerhalb seiner treuen Fangmeinde geriet er jedoch etwas in Vergessenheit. Schmidt schildert in „Zettel´s Traum“ einen Tag im Leben eines Ehepaares, das Werke des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe übersetzt. Gemeinsam mit seiner 16-jährigen Tochter Franziska macht es einen Ausflug in die Lüneburger Heide.

Die drei sind dort zu Gast bei Daniel (Dän) Pagenstecher, einem Poe-Experten. Dieser deutet Poe als Voyeur mit absurden Neigungen, verliebt sich jedoch – wie einst der Dichter – in die minderjährige Franziska. Diese dialogorientierte Geschichte hat Arno Schmidt mit über 16.000 Anmerkungen angereichert. Schon das macht klar: „Zettel’s Traum“ ist ein sehr ungewöhnliches Buch.

Nun, ich habe „Zettel´s Traum“ von Arno Schmidt mit Genuss durchgeblättert. Durchgeblättert! Nicht gelesen! Ich muss mich hier ganz klar auf die Seite von Pierre Bayard stellen. Dieser kämpft in „Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat“ gegen schlechtes Gewissen und überkommene Bildungsideale. Darin stellt Bayard zunächst die Arten vor, in denen man zu einem Buch in Beziehung stehen kann, ohne es wirklich gelesen zu haben: Die pure Ignoranz, das Querlesen, das Kennen vom Hörensagen und das Vergessen.

Bayard macht dafür stark, dass man nur über die Bücher reden sollte und kann, in die man sich nicht zu sehr versenkt hat, weil sonst die eigene Person im Werk untergeht. Das höchste ist, sie auszudrücken und für Bayard heißt das: Selbst mit dem Schreiben zu beginnen. And Now for Something Completely Different:

Meine Liebe zu einem unglaublichen Orange

(Orange ist bekanntlich der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt. Wer wüsste es nicht? Wer weiß aber, dass dieses orange Antlitz die Stellvertreterin meiner Liebsten ist? Nun wird es kompliziert, nicht wahr? Ich sage nur ANIMA. Und mit dieser Information lasse ich Sie mit meinem BLOG allein. Viel Vergnügen beim Recherchieren.)

Zur Feier des Tages

Ein Zitat für meine Liebste: „Ich liebe dich dafür, dass dir kalt ist, wenn draußen 25 Grad sind. Ich liebe dich dafür, dass du anderthalb Stunden brauchst, um ein Sandwich zu bestellen. Ich liebe dich dafür, dass du eine Falte über der Nase kriegst, wenn du mich so ansiehst. Ich liebe dich dafür, dass ich nach einem Tag mit dir dein Parfum immer noch an meinen Sachen riechen kann. Und ich liebe dich auch dafür, dass du der letzte Mensch bist, mit dem ich reden will, bevor ich abends einschlafe. Und das liegt nicht daran, dass ich einsam bin […] Ich verrate dir, warum ich heute [ … ] hierher gekommen bin: Wenn man begriffen hat, dass man den Rest des Lebens zusammen verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt.“

Alles Gute zum Geburtstag, liebste Susanne. Dein D.

Ich bin Maler

Maler: Ich bin Maler.

Arbeiter: Und für mich bist du Sch…e!

Der Maler wird kreidebleich, schwankt wie ein Schilfrohr und verscheidet unverhofft. Er wird hinausgetragen… Nein, nein, nein, so schlimm ist es gar nicht. Was die Literaten immer wieder haben. Das ist doch alles gelogen. Alles nur erfunden. Ich breche also die Verhandlung ab. Der Zeuge ist hiermit entlassen. Für Veränderungen ist es zu spät, sagen sie. Eingerostet. Nach und mit 51 Jahren eingerostet.

Keine Elfe sagt mehr: „Ich liebe Dich!“

Aber es gibt Dinge, die sind eben so, wie sie sind. Und genau in diesem Augenblick der Erkenntnis habe ich noch mehr Liebe für jegliche prächtige Eleganz. Für den Aufwand. Für das Undenkbare. Ach, ich bin Maler. Ein Künstler. Ein Collagist. Für andere bin ich eventuell Sch…e, eine Provokation, die man wegspült. Einige mögen mir noch hinterher schauen. Aber von Herzen winken, das werden wohl die wenigsten.

Mit dem Regen kommen die Stimmen. Und ich zeichne sie alle auf. Neugierig sitze ich am Rand von etwas Riesigem und beuge mich vor, sehr weit vor. „So müsste das Sterben sein“, denke ich und mein rechter Arm zuckt unkontrolliert hin und her, spastisch gleitet er über das bereitgelegte Papier. Willentliche Selbstauflösung als Kunstform. Als Beweis des Menschseins. Die letzte Zuflucht: Umarmungen am Rand von etwas Riesigem. Die Flügeltüren sind geweitet, mein Kopf schiebt sich hinein… ins Herz der Pracht.

Maler: Ich bin Maler.

Liebe und Verletzungen

ZEIT Wissen: … was heißt das für das Schöne?

Han: Ich nehme einen Zusammenhang wahr zwischen verschiedenen Dingen, die heute stattfinden oder die heute beliebt sind. Zum Beispiel Brazilian Waxing, die Skulpturen von Jeff Koons und oder dem iPhone.

ZEIT Wissen: Sie vergleichen die Entfernung von Körperhaaren mit einem Smartphone und einem Künstler?

Han: Die Gemeinsamkeit ist doch ganz einfach zu sehen: Es ist das Glatte. Das Glatte charakterisiert unsere Gegenwart. Kennen Sie das G Flex, ein Smartphone von LG? Dieses Smartphone ist mit einer besonderen Beschichtung versehen: Wenn Kratzer entstehen, dann verschwinden diese nach kürzester Zeit, es hat also eine selbst heilende Haut, fast eine organische Haut. Das heißt, das Smartphone bleibt ganz glatt. Ich frage mich: Warum stören einen ein paar Kratzer, die auf einem Gegenstand entstehen? Warum dieses Streben nach einer glatten Oberfläche? Schon eröffnet sich ein Zusammenhang zwischen dem glatten Smartphone, der glatten Haut und der Liebe.

ZEIT Wissen: Liebe? Das müssen Sie bitte erklären.

Han: Diese glatte Oberfläche des Smartphones ist eine Haut, die nicht verletzbar ist, die sich jeder Verletzung entzieht. Und ist es nicht tatsächlich so, dass man auch in der Liebe heute jede Verletzung meidet? Man will nicht verletzlich sein, man scheut jedes Verletzen und jedes Verletztsein. Für die Liebe braucht man einen hohen Einsatz. Aber man meidet diesen hohen Einsatz, weil er zur Verletzung führt. Man vermeidet Leidenschaft, und in Liebe zu verfallen ist schon zu viel Verletzung.

(aus: Ein Gespräch mit dem Berliner Philosophen Byung-Chul Han von Niels Boing und Andreas Lebert ; ZEIT online, Kultur, ZEIT Wissen Nr. 05/2014)

 

 

Der Käfig der Zugehörigkeit

Meine Bildende Kunst, finde ich, ist zugleich eine „Orale“ Kunst. Und beide Kunstgattungen zusammen, gleichen bei mir der Darstellenden Kunst. Wie zum Beispiel einer meiner legendären Tänze am Rande des Abgrunds. Welcher verbindlichen Kategorie könnte ich mich also zugehörig fühlen? Keiner! Ich gehöre, wenn ich es richtig bedenke und begreife, keiner Kategorie hundertprozentig an; ich liege nirgends in einer Schublade begraben. Mein Käfig steht offen.

Nein, ich flaniere eher über eine Promenade… und denke dort u.a. auch über Zitate nach, wie dieses von Gottfried Benn: „Das Leben währet vierundzwanzig Stunden, und wenn es hoch kommt, war es…“

… ein Orgasmus!? Aber, wenn man zu früh kommt? Was ist dann? Lange noch schaue ich in die Ferne, blicke einigen Wolken hinterher und schlendere dann weiter.