Im Licht der Notwendigkeit

Jeden Abend, für Dich allein, mußt Du auf dem Seil laufen, Dich drehen, Dich verrenken, auf der Suche nach dem vollkommenen Wesen, das in dem Dickicht Deiner gewohnten Handlungen verstreut und aufgelöst untergeht… (aus Jean Genet: „Der Seiltänzer“)

Spuren von Einsamkeit

Um diese völlige Einsamkeit zu erlangen, die er zur Verwirklichung seines Werkes braucht, – seines Werkes, das er einem Nichts, einer Leere entrissen hat, die er erfüllen und zugleich sichtbar machen wird – soll sich der Dichter in eine äußerst Lage begeben. Er wehrt jeden Neugierigen (…) ab. (aus Jean Genet: „Der Seiltänzer“)

& Der Dichter gleicht einem bildenden Künstler.

Das Porträt des Künstlers als Seiltänzer

Genet hat recht: Ich bin ein Seiltänzer.

Der Schriftsteller Jean Genet (1910 – 1986) verdankt seinen Ruhm nicht zuletzt der Unbedingtheit seines ethischen Anspruchs. Sein Prosagedicht „Der Seiltänzer“ beschreibt die Verpflichtung des Künstlers, sich selbst das Äußerste abzuverlangen, um in der Kunst zu verwirklichen, was in der Realität des Lebens niemals zu erreichen wäre.