Die Vision eines schönen Schreckens? In acht Buchstaben. Das ist leicht. Kindheit.
… einfach so
Platz nehmen im Eis-Café „Zeit“
Das Tolle an den Eis-Cafés meiner Träume ist, es wird nirgends eine Aktennotiz gemacht. Nirgends werden Alimente ausgerechnet und verschoben. Irgendwer stochert allenfalls in einem Buch. Ein Anderer liest aus seinem Kuchen. Aber nie ist das Wort „Morgen“ an die Wand gemalt. Im Café herrscht nur das Hier und Jetzt. Und zwar so intensiv, dass Uhren es schwer haben ihre Zeiger zu bewegen. Ähnlich einem schwarzen Loch, aus dem kein Licht entfliehen kann, existiert im Café keine Zeit. Stunden, Minuten, Sekunden, sie fallen hier in sich zusammen und bilden eine Existenz poetischer Schwere und Gleichmut. Wenn man mich nach meinem Grund der Liebe fragen würde, ich müßte sagen: „O, ich liebe jedes Café, dass durch seine schwülstige Verschwommenheit definiert ist! Ich liebe Cafés, in denen die letzten Stehgeiger aussehen, als hätte Viktor Frankenstein seine ersten Skizzen am lebenden Objekt gemacht. Auf einem viel zu kleinen Instrument spielen sie herzerwärmende Melodien. So herzerwärmend, dass die Schwäne, die auf dem See vor dem Café dahin gleiten, Tränen in den Augen haben. Ihre Tränen kullern über ihre Federn und es scheint uns, als ob sie ihr weißes Gefieder noch weißer waschen wollen.“
Bilder aus unterschiedlichen Zeiten habe ich hier aneinander gereiht. Das heißt: Ich habe mich in das Kleid meiner Zeit gehüllt.
So schön können Träume sich mir präsentieren.
Bubble Shooter
Im Schaum unserer Tage wächst uns bekanntlich eine Wasserlilie in der Lunge heran. Tatsache ist nämlich, jeder von uns lebt (oder wohnt) in seiner ganz eigenen „Bubble“. Seit dem Anbeginn der Zeit. Durch die Wände dieser Blase sind wir stets vom anderen Menschen getrennt. Aber gleichzeitig gibt es die Möglichkeit einer Verbindung. Und zwar durch Kunst. Nur durch Kunst.
Ob Kummer, Einsamkeit, Depressionen, Krankheit, Trauer oder Ärger – was immer Sie quält, Kunst hilft.
Die Knospung
(M)ein non-temporales Gefühl
Ein non-temporales Gefühl in einem temporalen Gebilde, geht das zusammen? „Sehe ich aus, als ob mich das interessiert,“ würde James Bond sagen. Wie könnte es denn aussehen, dieses Gefühl? Ein Bild aus uralten Zeiten, das kommt mir plötzlich in den Sinn, fällt mir in die Hand. Kombiniert mit einem jetzigen Bild legt es Weichen für etwas zukünftiges. Warum denn nicht? Wenn es geschrieben steht, dann will ich es auch zu Papier bringen. In einem kurzen „Jetzt“ verschiedene Zeiten von mir abblitzen sehen. Dann sich zurücklehnen, eine Sekunde an die nächste reihen. Als wäre jede Sekunde ein Schritt, der auf den nächsten folgen muß (?) …
Zwischenfrage
Meine verlorene heilige Tugend
Das kirchliche Schamgefühl verbietet uns das Wort „Vorhaut“ wie selbstverständlich zu verwenden. Lieber spricht man von der „heiligen Tugend“. Gemeint ist in diesem Kontext die Vorhaut Jesu, die er bei der Beschneidung verloren haben muß. Nonnen nennen diese Vorhaut-Reliquie auch gerne ihren „Verlobungsring“. Der Vatikan hat inzwischen strikt verboten über diese Delikatesse zu reden. Deshalb rede ich hier auch scherzhaft nur noch über „Calamari fritti“; will sagen, ich bin eben völlig tugendlos. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Schicksalschlag, genannt „Phimose“, ließ mich meine Tugend verlieren. Und das völlig unheilig. Keine Vorhaut, keine Tugend, so wollte ich es ab diesem Moment für mich formulieren. Außerdem ein guter Grund Künstler zu werden, dachte ich. Ob sich diese Begründung wissenschaftlich fundieren läßt, ach, wer weiß das schon? Es wird ja auch behauptet, dass die „Calamari fritti“ besonders zart werden, wenn man sie vor dem Garen mariniert, etwa in einer Marinade aus Zitrone, Olivenöl, Knoblauch, Rosmarin und Pfeffer. Küchengötter empfehlen dagegen die Calamari-Ringe mit Tentakeln zu vermischen bzw. rundherum mit Eiermilch zu vermengen. Das klingt für mich alles so bizarr… ich mußte einfach ein Bild dazu machen. EinTriptychon, ein Andachtsbild für und über meine verlorengegangene (heilige) Tugend. Hier ist es:
Das Geheimnis der Geißblattlaube
Verknüpfte Episoden
„Ich bin wie ein läufiger Hund, der Autos nachjagt! Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn ich mal eins erwische…“ So der JOKER im Film „The Dark Knight“. Ganz ähnlich verhält es sich bei mir als Künstler. Stets jage ich (halbherzig) dem einen wichtigen Bild hinterher. Denn ich wüßte auch nicht, was ich noch tun sollte und könnte, wenn es mir eines Tages gelänge, es tatsächlich zu malen. Stattdessen bringe ich lieber weiterhin die unterschiedlichsten Episoden meines Lebens zusammen, knüpfe Zeiten zusammen, die sich vordem gar nicht (er)kannten.