Armer-Künstler-Genuss

Wie ich so daliege / Als Bild / Mit pappiger Haut / Bekleckert mit Farbspritzern / Überzogen mit weißem Leim / Schwarzer Tusche hinter den Ohren / Wirkt alles so zerbrechlich / Durch eine gewisse Rücksichtlosigkeit / Wie ich so daliege / Versuche ich meine Kunst zu retten / Vor dem Sklavenmarkt der Begutachtung / Niemals soll sie sich einem Wettbewerb aussetzen müssen / Nie in einer Miss-Art-Wahl auftreten müssen / Kein Hashtag soll ihr Brandmal sein / Wie ich so daliege / Als schmieriger Außenseiter / Unter verwelkten Blumen / Bin ich fassungslos erregt / Ich breite Flügel aus Leinwand aus / Auf die ich mich betten kann / Oder mich zudecken in kältester Nacht / Unter einem sternenklaren Himmel / Der aus Papier gefaltet ist

verlegen beschämt wundervoll betreten

Denk ich an Kunst bei Tag und Nacht, bin ich gerne um den Schlaf gebracht. Ich will meine Augen gar nicht schließen, und heiße Freudentränen mögen fließen, denn was ich da vor mir sehe, das sei bitte „eine komplizierte Justierung von Sicherheitsbedürfnis und Risikobereitschaft, von Handlungsskripten und fetischistischen Bildfetzen mit ihrer verworrenen Kombination aus entmenschlichender Abstraktion und wieder vermenschlichter Konkretheit, die für den Einzelnen die sexuelle Erregung maximiere.“ (Robert J. Stoller, Psychoanalytiker)

Genau deshalb empfinde ich Kunst auch als so wunderbar berauschend und belebend.

Es geht weiter…

Wo Welt und Fantasie sich gegenüberstehen. Oder miteinander tanzen, zusammen einen Blick auf Unmöglichkeiten werfend, ohne schamhaft zu erstarren, da will ich ein Ich sein. Aus den Holzplanken meiner Wiege zimmerte mir ein anderes Ich einst mein Atelier, mäanderte dann umher, stetig sich verändernd in aufsteigenden Schwärmen von Papierfliegern, auf denen es Zeichnungen für mich hinterließ… In ihren sprenkelhaften Schatten, entdecke ich ab jetzt nur noch Schönwetterphänomene, um in Tränen der Freude auszubrechen. Mit der Dämmerung werde ich nach wie vor gerne telefonieren. Für meine Melancholie weiterhin einkaufen gehen.

Solche Theatralik zieht ein in die Poren der Atelierwände und die Tiefe von Raum und Zeit, sie steigert meine Lust auf Kunst geradezu in einen Wahn. Um damit fertigt zu werden, ziehe ich nun mühelos einen Kreis um Realitäten, um sie darin für immer gefangen zu halten. Oder als nette Erinnerung in ein Regal zu stellen. Mit anderen Worten: es geht weiter, immer weiter…