Betrachtungen und Reflexionen

Es ist wieder ein ganz normaler Tag …

… ich flaniere durch mein Atelier, wähne mich an einem fernen Ort …

… betrachte ein altes, verrottetes Warnschild … und denke mir so meinen Teil …

Es ist halt wieder nur so ein ganz normaler Tag für mich. Herrlich.

Die Sprache der Blumen

Anfang des 18. Jahrhunderts berichtete Lady Mary Wortley Montagu in ihren Briefen von der „Kommunikation mit Blumen“; jedes Kraut und jede Schleife hatten eine Bedeutung…

Der hart bedrängte Stempel einer Blume befindet sich in der Mitte einer einlassfordenden Blüte. Er besteht aus Fruchtblättern, die miteinander verwachsen sind und so einen rundlichen Fruchtknoten bilden. In diesem Fruchtknoten gibt es mehrere Kammern, in denen man eine Sünde glaubt begangen. Am Ende jenes Fruchtknotens befindet sich eine klebrige Stelle, an der meiner Zunge jedes Wort ersterbe, die so genannte „rosa Narbe“die wir überfallen mit den langen Küssen.

Nebel=Märchen

Habe ich wirklich die eigene Zeit beladen mit meinen ewig gleichen alten Vorurteilen und Hoffarten, mit denen ein Mann die Liebe entstellt? Rainer Maria Rilke behauptete einst: „Alles ist austragen und dann gebären. Jeden Eindruck und jeden Keim eines Gefühls ganz in sich, im Dunkel, im Unsagbaren, Unbewußten, dem eigenen Verstande Unerreichbaren sich vollenden lassen.“ So lasse ich mir Zeit; so nehme ich mir die Zeit, setze Schritt auf Schritt und fertige Bild auf Bild… immer im Kreis entlang geradeaus.

Anziehungen und Abstoßungen bei Wahlverwandtschaften

Der Begriff der „Wahlverwandtschaft“ ist in der Chemie des 18. Jahrhunderts zu verorten. 1775, also zu Lebzeiten von Goethe, publizierte der schwedische Chemiker Torbern Bergman eine Schrift mit dem Titel „De attractionibus electivis“ (zu deutsch: ‚Von den Wahlverwandtschaften‘).

„Die Wahlverwandtschaft“ beschreibt einen Vorgang, der eintreten kann, wenn zwei chemische Verbindungen zusammentreffen.

Bei ausreichend starker Affinität lösen sich die Bestandteile dieser Verbindungen voneinander, um sich mit einem freigewordenen Partner der anderen Verbindung aufs Neue zu vereinigen…

Mehrdeutiges Konterfei

„Mein Konterfei erinnert mich an den Duft einer Farbe; es ist wankelmütig, mehrdeutig wie ein Traum. Was es mit mir macht, will es stumm herausschreien… sein innerer Gesang, entlang an orangefarbenen Rinsalen und vielgestaltigen Formen von gräulichschwarzen aufgedunsenen Stalagmiten wie auch rötlich verzauberten Stalaktiten, er formt (m)einen Körper…“ so könnte eine Übersetzung meines Bildes in Sprache lauten.

Denn was bin ich anderes als ein Übersetzer, wenn ich etwas zu und über meine Bilder sagen will? Ein Übersetzer, der sich durchaus inmitten der eigenen Sprache fremd fühlen kann. Denn jedes Bild ist Teil (m)einer anderen und der ewig fremden Sprache. Dieses Fremde muß ich versuchen mir sprachlich ständig neu anzueignen, um es, wie hier zum Beispiel, auf dem Blog überhaupt weitergeben zu können…

Entsetzter Liebesbrief

Mein hitziger Liebesbrief, den ich verfasst hatte, ohne es eigentlich bewußt wahrgenommen zu haben, er endete – und daran erinnere ich mich sehr genau – mit den Sätzen: Philosophen wollen zu der Erkenntnis gelangt sein, dass Sex eine Verzerrung in Zeit und Raum ist, eine Tätigkeit, die sogar asexuell sein kann. Herrje! Wenn dem tatsächlich so seien sollte, warum findet man solch einen Spruch dann nie in einem Glückskeks?

Von damals und von dieser Zeit

Wo sind eure Lieder, eure alten Lieder? Fragen, die aus anderen Ländern, wenn man um Kamine sitzt, mattgetanzt und leergesprochen und das high-life Spiel ausschwitzt…

Ja, wo sind die Lieder, unsre alten Lieder? (Franz Josef Degenhardt)