Die Wunderkammer der Nerds

Die Theaterregisseurin Angela Richter schrieb einmal, dass die Nerds, jene stigmatisierten und gleichzeitig erfolgreichen Außenseiter, die eigentliche Avantgarde unserer Zeit bilden werden. Angela Richter behauptet, dass die Nerds sogar den Künstlern den Rang ablaufen werden. Das will ich doch nicht hoffen. Tatsächlich ist der Nerd nach der Glorifizierung des Home Office und dem heutigen Erreichbarkeits-Fetischismus derjenige, der seine Freizeit und Privatsphäre im Netz vollends verkauft hat. Ich als Künstler mache mir zu diesen Aspekten der Gesellschaft aber ganz andere Gedanken. Und verehre nach wie vor andere Vorbilder…

Seelenskizze

Dieses Bild, herausgefischt aus einem lebhaften Traum, jener Verbindung zwischen kaleidoskopischen Empfindungen und ineinander gefügten Erinnerungen, vergleichbar wundersamen Seelen-Linien, die auf eine erleuchtete Fläche gestreut werden, mir selber zum Geschenk.

Laughing Owl*

* während ich zeichnete, lief im Hintergrund des Ateliers „Laughing Owl“ von John Zorn. Mag sein, dass dies mein Porträt mit dem Titel „Ich als Jörg Syrlin“ ein wenig beeinflusst hat.

Mein Seelgeräth

Das Wort „Seelgeräth“ ist uns verloren gegangen. Seiner eigentlichen Bedeutung liegt zugrunde, dass im Fegefeuer der Hölle büßende Seelen durch eine priesterliche Fürbitte, als auch durch gute Werke der Überlebenden, Erlösung oder Linderung der Qualen erhalten konnten. In bzw. nach der Reformation hatte dieses Wort dann keine Bedeutung mehr. Ein Gemälde als ein „Seelgeräth“, als ein gutes Werk der Kunst anzusehen, dieser Gedanke kam mir gerade heute; kurzum erweckte ich das Wort zu neuem Leben. Alles findet sich wieder. Man muss nur geradeaus auf der Kreisbahn seines Lebens entlang laufen.

Die Summe sämtlicher Augenblicke

Doch sind wir alle die Summe sämtlicher Augenblicke unseres Lebens – in ihnen liegt alles, was wir sind: dies können wir weder vermeiden noch verbergen… Erfundenes ist keine Tatsache, aber Erfundenes wählt und durchdringt Tatsachen, ordnet sie und verleiht ihnen Sinn. ( Thomas Wolfe – „Schau heimwärts, Engel“ )