Zeit-Paradoxom

Erst neulich in einem Eiscafé. Gerade habe ich eine Zeichnung beendet, die ich auf dem Papiertischtuch hinterlasse. Bertrand Russell beugt sich vor und flüstert mir ins Ohr: „Gleichzeitigkeit hat nur in Bezug auf einen Beobachter Bedeutung.“ Und ich räuspere mich nur mit einem kurzen: „Okay?“

Russell weiter: „Ja. Wir müssen Entfernungen zwischen Ereignissen, nicht zwischen Körpern betrachten.“ Zu den großen Begriffen wie Zeit, Ort & Relativitätstheorie meint Russell dann noch: „Es gibt keine „gleiche Zeit“ für verschiedene Beobachter. Deshalb müssen wir für ein Ereignis stets Ort und Zeit angeben.“ Ich blicke den Freund an und sage „Jetzt“ zu ihm, nippe an meinem Cappuccino und lächle zufrieden vor mich hin.

Mein Traum von der heiligen Veronica

Letzte Nacht träumte ich von der heiligen Veronica Giuliani…

Sigmund Freud behauptet, dass der träumende Mensch von Haus aus witzig sei. Davon bin ich abolut überzeugt. Der Träumende ist witzig aus reiner Not heraus. Im Traum behindert mich das wirre Gewimmel und Gedränge des Erlebten einen vernünftigen, geraden Weg zu finden. Mein Unterbewusstsein verheddert sich so zu sagen in sich selbst. Es kann einfach nicht die Tür zum Bewusstsein finden. Als Träumender kämpfe ich ständig gegen die Windmühlenflügel der Assoziationen. Wie ein American Fottball-Player werfe ich mich ihnen entgegen. Indem ich mich gegen die fragliche Tür werfe, versuche ich einen Touchdown zu erzielen. Diese Tür ist die letzte Linie, die meinen Traum von der Realität trennt. Leider habe ich in meinem Fall nicht bedacht, dass es sich um eine Drehtür handelt. Kaum in der Realität, bin ich auch schon wieder im Traum zurück.

So entsteht meine Kunst.

Noch nicht auserzählt

Noch immer, nach so vielen Jahren, gehe ich in Chuck´s Zimmer. Ich schaue mir die Magazine an, die er zurückgelassen hat, die Filmplakate an der Wand. Ich berühre den Schreibtisch, an dem er gesessen, rücke den Stuhl zurecht. Dann finde ich einen kleinen Zettel vor, der neu für mich ist, er war bei meinem letzten Besuch noch nicht hier. So wie kleine Steine auf einem Grabstein bei der Orientierung auf einem Friedhof helfen, so helfen mir die Zeilen des Dichters Wondratschek wieder einmal, dass ich mich in meinem Leben zurechtfinde. “Ein Tag wie einer aus einem anderen Jahrhundert, und – was immer man darüber denken mag – eine Windstille, wie wenn man vor einem Gemälde die Luft anhält, die Augen schließt und sich vor Glück mit dem Mädchen, das nicht da ist, ins Gras, das nicht da ist, wirft.“ Das Leben, seins und meins, es ist noch längst nicht auserzählt.

Eine Liebesklage

Das Universum ist unendlich groß. Angereichert mit Millionen von Sternen und Geschichten, die du entdeckst, wenn sie schon längst nicht mehr existieren. Doch nur so verläuft die Erkenntnis (und deine ausgemalten Kindheitserinnerungen eines Sterns). Wer dergleichen sieht, muß ein „Besenbinder“ sein. Eine Tätigkeit ohne besonderen Handwerkskunst: die Tätigkeit eines Künstlers. Ich fege derweil mit meinem Besen die Sternblätter zusammen, die das auftreffende Licht in meinen Augen hinterlassen hat…