Eine Anatomie… aus der sich alles schwere abscheidet und absinkt nach innen
Archiv der Kategorie: Grenzverläufe
Mein Kunstspiel
Die Wirklichkeit, so erklären die Philosophen es uns, ist ein Fluss. Alles verändert sich. Ständig. In jedem Augenblick, in jeder Sekunde. „Ja, ja, das kennen wir schon“, räuspert man sich auf der nächstbesten Party, lehnt dabei lässig am Kamin. Auch das es in Wirklichkeit keinen einzigen Augenblick gibt, in dem sich diese ominöse Wirklichkeit einmal offenbare. „Es gibt kein Jetzt“, erklärt man mir süffisant lächelnd. Es gäbe nur ein Ganzes, was sich aus ständig wechselnden Gegensätzen zusammen setzt und das wir „Leben“ nennen. Ich verstehe: Leben ist nicht gleich Wirklichkeit. Und um „Zeit tot zu schlagen“ kann ich in meinem Leben zu einem Sprachspiel greifen. Laut Ludwig Wittgenstein ist dies ein arrangiertes, künstliches Spiel, das mit einer Menge von Ausdrücken gespielt wird. Wie z.B. Form, Komposition oder verschwärzet. Es handelt sich demnach um ein Kunstspiel, ein Spiel, dass keine wirkliche Funktion hat. O, dieses Spiel liebe ich…
Souveräne Unsicherheit
Die Unsicherheit, unter der alle Künstler leiden, sie löst sich niemals auf. Es hilft auch nichts diese Unsicherheit bekämpfen zu wollen, indem man schreibt, musiziert oder malt. Also… was bleibt zu tun?
„Man kann verzweifelt sein und trotzdem poetisch“, schreibt Ferdinand von Schirach.
Mein Ghostlight bleibt eingeschaltet, selbst wenn die Hoffnung schwindet und die Welt droht vollständig dunkel zu werden.
Paradiese auf Zeit
Tagebuch=Aufzeichnungen
Was kann ein Bild überhaupt „sagen“? Über was spricht es, wenn es sich nicht gerade in all seinen Formen vergeht? Nun, an einer Stelle fragt mein Bild „Vater?“. Nicht weit von der Frage entfernt spricht es über „unkastrierte Lebensener(gie)“ und äußert sich wie folgt: „Ich bin schamlos. Ich biete mich euch an.“ Nur wenig später entdecke ich einen Namen: „Osman“. Bin ich vielleicht dieser Osman? Über all das könnte ich versuchen mir einen Reim zu machen. Dabei ist das Bild, die Kunst, genau das, was sie ist. Sie repräsentiert nichts. Sie repräsentiert nur sich selbst. Schriftsteller sollten wissen was sie schreiben, aber ein Bild? Alles bleibt mehrdeutig. Je mehr ich mein Bild betrachte, umso mehr Echos stellen sich ein. Echos meiner unterschiedlichsten Stimmen und Stimmungen. So verschieden sie auch seien mögen, alle wiederholen sie, dass die Bilder die Wörter erregen. Und andersrum wird mir mehr als deutlich, dass die Wörter wiederum in diese Bilder verliebt sind. Oja, jedes Bild verlangt wie selbstverständlich nach seinem Höhepunkt. Und die Wörter, sie schenken es ihm…
„Ihm?“
„Ja, genau… mir.“
Analysefragen
Mein Nachtjargon
Mein Bild ist im Nachtjargon gehalten, einer fast vergessenen Geheimsprache. Meine Kunst, sie hilft mir Tag für Tag, Nacht für Nacht, die Absprachen zwischen Zuhälter*innen und Zuschauer*innen, zwischen Prostituierten und Kunstsammler*innen zu begreifen, die andere (biedere) Anwesende nicht verstehen und oder sehen wollen. Die Beherrschung meiner Kunst, meines geliebten Nachtjargons, sie ist Ausdruck der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu. Einem Milieu, in dem ich durch das Klopfen an der Fensterscheibe meines Ateliers auf mich aufmerksam machen will… ein Liebeslottel aus Leidenschaft.
Die Große Mutter
Die Mutter, aber auch der Vater, Brüder und Schwestern, sie alle bezeichnen in den Mythen der Völker nicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern sie sind anzusehen als die eigentlichen Triebkräfte in der Seele ein und desselben Menschen. Dieses Bild steht demnach für ein tieferliegendes Streben nach der Vereinigung mit sich selbst. So betrachtet schaffe ich Kunst also viel eher für mich, als für andere, was wiederum paradox ist, denn trete ich nicht gerade mit solchen Bildern in die Öffentlichkeit, die eigentlich garnicht dafür geeignet oder gemacht sind?
Kunst als eine Methode zur Selbsterfahrung
Laut Wikipedia ist die Psychoanalyse (abgeleitet aus dem Altgriechischen von ‚Atem, Hauch, Seele‘, als auch ‚Zerlegung‘…
… im Sinne von „Untersuchung der Seele“) eine psychologische Theorie, Kulturtheorie, psychotherapeutische Behandlungsform und Methode zur Selbsterfahrung, die um 1890 von dem berühmten Wiener Neurologen Sigmund Freud begründet wurde.
Aus der Psychoanalyse haben sich die verschiedenen Schulen der Tiefenpsychologie entwickelt. Der Begriff Psychoanalyse steht 1.) für das auf Freuds Theorien über die Psychodynamik des Unbewussten gegründete Beschreibungs- und Erklärungsmodell der menschlichen Psyche als auch 2.) für die analytische Psychotherapie und 3.) für die psychoanalytische Methodik, die sich auch mit der Untersuchung kultureller Phänomene beschäftigt.
In allen drei Aspekten wird die Psychoanalyse bis heute von Klinikern und Forschern weiterentwickelt und verändert…
So ist die Psychoanalyse als medizinisch-psychologische Disziplin heute durch einen theoretischen, methodischen und therapeutischen Pluralismus charakterisiert. Verschiedene Studien und Metaanalysen zeigen, dass die Psychoanalyse effektiv und wirksam in der Behandlung psychischer Störungen ist.
Ich bevorzuge allerdings nach wie vor meine ganz eigene Kunst. Obwohl…
(Sämtliche Bilder entnommen aus dem Dia-Vortrag „Reach out, touch faith / Your own personal Sigmund / Someone to hear your prayers / Someone who cares“ im „Haus der Künstler“ in Gugging, anläßlich der apokalyptischen Schneeschmelze im Erzherzogstum Grönland.)
Neulich im Murmelbachtal
Bei der Betrachtung eines alten Meisters, befällt mich eine süße Melancholie, Bilder steigen in mir auf. Und ich murmel so vor mich hin…
Der rund 3,6 km lange Murmelbach, entspringt bei 287 Höhe in der alten Hofschaft Marpe, ganz nahe Lichtscheid am Rande des ehemaligen Standortübungsplatzes Scharpenacken… schon kurz hinter seiner Quelle wird er in einer Kette von Teichen gestaut, von denen einige Teil des Vorwerkpark sind. Er fließt am Rande der Barmer Anlagen durch das Murmelbachtal, gibt dem alten Pilgerheim Murmelbachtal am Fuß des Scharpenacker Bergs seinen Namen und verschwindet kurz darauf in einer ca. 800 m langen Verdolung, einer jener röhrenförmigen Einfassungen des Wasserlaufs zu seiner Untertunnelung…oja. All das murmel ich so für mich dahin. Ich bin wohl tatsächlich ein alter Murmel-Bach… Meister. Vor dem sich eine vermaledeite Idylle reckelt… tja, es ist eben so, wie es ist…