See The „Buhlschaft“

What the f#ck is „Buhlschaft“?

Die Buhlschaft: ein Gegenstand, der besonders wertgeschätzt wird; eine veraltete und poetische Bezeichnung für ein Liebesverhältnis, gar ein intimes und meist sexuelles Verhältnis zwischen zwei Personen…

… vergleichbar dem Verhältnis zwischen einem Bild und einem Künstler.

Gescheiterte Hoffnung

Das obige Foto des Künstlers zeigt eine Atelierlandschaft mit sich auftürmenden Staffeleien, unter denen auf der rechten Seite ein gekentertes „Segelschiff der Träume“ begraben seien könnte. Muss aber nicht. Das Foto entstand in einer Lebensphase, in der, nach hochnäsigen Aussagen einiger Kritiker*innen, der künstlerische Erfolg des Künstlers zu verblassen schien. So wird das Foto gerne und gemeinhin als eine Darstellung des endgültigen Scheiterns besprochen. Infolge einer Verwechslung mit einem Polaroidbild des Künstlers wurde das Foto auch schon mit dem Titel Die gescheiterte Hoffnung versehen. Und das stimmt, es handelte sich dabei tatsächlich um ein Versehen. Denn korrekterweise hatte dieses Foto vor ewigen Zeiten vom Künstler den vieldeutigen Titel Die gescheite Hoffnung erhalten. 

Vom Spiel etwas erwarten

Allez mesdames et messieurs faites vos jeux … Als ich heute wieder eine meiner „Historischen Studien“ beendet hatte, hörte ich urplötzlich ein fernes Flüstern, das zwischen all den Formen, den Farbspuren und -nuancen hindurch, vergleichbar den wispernden Zweigen eines Baumes, an mein Ohr drang… das Bild beherbergte tatsächlich eine Stimme, versteckt zwischen kleinen Schnipseln …

  „Als ich in den Spielsaal trat, konnte ich mich eine Zeitlang nicht dazu entschließen mitzuspielen. Ich fühlte mich durch das dichte Gedränge abgestoßen. Aber auch wenn ich allein dagewesen wäre, auch dann wäre ich wohl am liebsten bald wieder weggegangen und hätte nicht angefangen zu spielen… Mag es auch lächerlich sein, daß ich vom Roulett soviel für mich erwarte, für noch lächerlicher halte ich die landläufige, beliebte Meinung, daß es töricht und sinnlos sei, vom Spiel überhaupt etwas zu erwarten…“ 

(aus: „Der Spieler“ von Fjodor Dostojewski)

Besuch in einem Escape Room

Nun kommen wir zu dem Teil, wo ich Euch Freunde, die Ihr schlichten Gemütes seid, von Eurem nutzlosen und verpfuschten Leben befreie*. STOPP. Es geht hier nicht um den Joker. Und es handelt sich auch nicht um eine Kritik am Künstler Joseph Beuys, wie man vielleicht voreilig glauben könnte, weil wir dessen Bilder im Hintergrund meines Escape Rooms wiedererkennen. Nein, es geht schlicht um die Fähigkeit eines anderen Künstlers, zu lachen. Mein Lachen soll wirklich niemanden schmälern oder gar vernichten. Es hilft mir jedoch, wie kluge Mitstreiter es einst formulierten, bei humorvollen Gratwanderungen, doppelbödigen Spitzfindigkeiten und einem spielerischen Umgang mit Zitaten aus der Literatur- und Kunstgeschichte. Mag durchaus sein, dass Mark Twain recht hatte, als er sagte: „Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer.“ Allerdings, so will ich das jedenfalls sehen, kann man vieles ohne Humor einfach nicht richtig ernst nehmen.

*Der Joker

Ein Name neben anderen Namen

Hans Stettheimer von Burghausen, eigentlich Hanns Purghauser war ein deutscher Meister der Spätgotik. In der älteren Literatur wurde er oft fälschlicherweise mit Hans Stethaimer oder Hans Krumenauer gleichgesetzt. Hans von Burghausen, alias Hans von Stethaimer, alias Camass, alias Meister Chrysokoll oder von Chrysokoll, lernte sein Handwerk vermutlich bei der Wiener Bauhütte oder im „Café Jelinek“. Dort liebte er die traditionellen Gerichte der Wiener Küche wie z.B. Kaiserschmarrn, Apfelstrudel oder Palatschinken. In diesem Café lernte er auch den Schriftsteller Egon Friedell kennen, der meinte, man müsse einen Künstler danach beurteilen, ob er einen weiten Denkapparat habe oder eher einen engstirnigen, das heißt, ob der Künstler unter einem System leide. Hans Stettheimer von Burghausen-Camass gehörte ganz sicher nicht zu jenen, die zwingend logisch in ihrem künstlerischen Tun einem roten Faden folgten. Eher verfolgte er ein vielfarbiges Band, das sich durch sein gesamte Universum schlängelte. Sein Lebensmotto lautete: „Life is short, and it’s time to be free /  Love who you love, because life isn’t guaranteed / Smile“. Mit anderen Worten: Als Kaffeehausliterat war er ein Mensch, der die Zeit hatte, im Kaffeehaus über das nachzudenken, was die anderen draußen nicht erlebten.

Selbstinszenierungen und Therapie

Es gibt die Geschichte von meinem Freund, der zu seiner Therapeutin Selbstportraits mitbringen sollte, damit sie diese analysieren könne. Mein Freund erklärte vehement und eidesstattlich, dass er überhaupt nicht zeichnen könne.

Allerdings habe er einen Freund, er meinte mich damit, der schon unzählige Selbstportraits in seinem Künstlerleben angefertigt hätte. Allesamt so expressiv, dass Besucher meines Ateliers fluchtartig den Raum verließen, wenn diese Portraits gezeigt würden.

„Ist das so?“ wollte die Therapeutin, sofort hellhörig geworden, von meinem Freund wissen. Und ob man diese Werke denn einmal sehen könne. Mein Freund rief am Computer der Therapeutin meine Webseite auf.

Zusammen studierten sie dann meine Selbstportrait, bevor sich die Therapeutin wieder meinem Freund zuwandte. Nicht ohne noch flugs zu attestieren: „Ihr Freund ist ja ein höchst interessanter Fall.“

Schade nur, dass ich bis dato noch nie in Erfahrung bringen konnte, was genau mich oder meine Selbstportraits so interessant macht.

 

(Wen es interessiert: Bei zwei der Collagen aus meinem Tagebuch benutzte ich u.a. Fotos von Pieter Hugo. Die Textpassagen entstammen allesamt dem Buch „Der Freud Komplex“ von Anthony D. Kauders.)

Into Darkness

Die Pornographie, so scheint es, ist salonfähig geworden. Erstmals äußerte sich dieser Wille zur Lust in den Schriften des Marquis de Sade. Seitdem ist die Pornographie in viele Bereiche des Alltags vorgedrungen und zu einem prägenden Element westlicher Kultur geworden. Die Philosophin Svenja Flaßpöhler zeichnet in ihrem Buch „Der Wille zur Lust“ diese Entwicklung nach und erläutert auch, warum insbesondere der Film geeignet ist, unser Bedürfnis nach selbstgenügsamer Erregung zu stillen. Die bewegten Bilder zeigen uns etwas vermeintlich »Reales« und erregen uns fast wie auf Knopfdruck…

„Was ich gleich tun werde, macht keinen Sinn, es ist nicht logisch. Es ist einfach ein Bauchgefühl.“

(Zitat aus: Star Trek – Into Darkness. Hätte aber auch der Künstler Franz von Stuck sagen können, als er seine „Salome“ malte.)

Yes I’m going to be a pop star, now*

Das Schönste am Pop ist, dass ich mir unseren ungeheuren gesellschaftlichen Reichtum jeden Tag aufs Neue aneignen kann. Luxusjachten, Edelkarrieren, Wissen, Macht, Neurosen, Kunst, Comics, Musik und, wenn ich mag, Küchengeräte oder sogar ganze Anzüge aus hochwertigem Edelstahl. *Yes I’m going to be a pop star, now. / Oh mama, mama see me, / I’m a pop star. / I’m going on the T.V. now. / Oh mama, mama see me on the T.V. (Cat Stevens)