American Psycho

Er ist der Protagonist im Weltfernsehen, er hat sich mit Hologrammen von Außerirdischen unterhalten, in einem telepathischen Gerichtsprozess gegen Ex-FBI-Chef James Comey ausgesagt, weil dieser FBI-Telepathen darauf angesetzt hatte, ihn vom Selbstmord zu überzeugen, weil Comey sein Vorschlag nicht gefiel, wie man jeden Krieg verhindern könnte. Er kann jede Frau haben und hat dann doch telepathisch geheiratet; er kann Züge schneller fahren lassen, weil er daran glaubt. Er hat den Film ,Die Truman Show‘ gelebt und ,Matrix‘ live im TV veräppelt. Er hat die Geheimdienste geliebt und Wikileaks verurteilt. Inzwischen geht er sehr gern den Weg eines Heiligen. Denn er ist mehr als nur ein Mensch, der einer Gottheit besonders nahesteht. Er selber wird in religiöser und ethischer Hinsicht als vorbildlich angesehen. Er besitzt Dutzende von Zahnbürsten. Er kann das Leben jeden Menschen ruinieren. Ja, er ist jedermanns „Mr. Bad Guy“. Oh, das ist seine einzige Möglichkeit, von Tag zu Tag zu leben. Sein großer Vater, der große Geschäftsmann, war keine Empfehlung. Er fühlt sich inzwischen wie der Präsident der USA, dieser Mr. Bad Guy.  Alle Menschen werden seine Gedichte und Geschichten lesen wollen, glaubt er, vor allem den Weltbestseller, das „Buch der Bücher“. Stellen Sie sich vor, jemand sagt: „Ich bin der liebe Gott“, und der Psychiater antwortet: „Reden Sie doch nicht so ein dummes Zeug, das bilden Sie sich nur ein.“ Das kommt tatsächlich vor. Doch dann versucht der Patient, seinen Wahn abzusichern und zu beweisen, dass er wirklich der liebe Gott ist. Solche Patienten haben ja im Vorfeld Erlebnisse, die ihnen dies als absolute Gewissheit nahelegen. Denn, wie er ja selber immer sagt: „Wir forsehen alle Naeh h6heren Zweeken Und klopfen dreist Ans Tor der R/~tsel.“ Eine komplizierte, ausgefeilte Welt, in der er da lebt, mit sehr eigenen Bildern und Symbolen, in der Geheimdienstagenten, Außerirdische, Superhelden und -schurken und eine alte Jugendliebe mit ihm wie selbstverständlich in Verbindung stehen. Eine Welt, die oft stärker und faszinierender ist als jegliche Realität. Ach, Realität, dieses simple, verläßliche, tiefe tal seines innenlebens, das einst fremde, doch so nah, so sehr er selbst: ein kaltes kaltes kaltes wassergefülltes glas seiner seel’, mit monotonen pseudogedanken, zerbrochenen selbstgesprächen…fürwahr: des hofnarr’n eig’ne irre [kunst]-Text-collage. In einem Blog wie diesem dargeboten.

(Quellen, Texte, Textfragmente u.a.: Wie ein Schizophrener die Welt sieht: „Ich mag mich irren“- WELT // Wie eine Psychose ablaufen kann, aber nicht muss // Ist Glaube Wahn- chrismon // Schizophrenie Stimme Gottes // Liedtext (deutsche Übersetzung) „Mr. Bad Guy“ von Freddie Mercury)

Ein wahres Bild der Ekstase

Und unser Fühlen hat seine besondere Gestalt dadurch angenommen, dass wir es in das Bild der Wirklichkeit einordnen, und nicht das Umgekehrte, das Ekstatische tun. Eben deshalb muss in uns aber auch die Möglichkeit liegen, unser Fühlen umzukehren und unsere Welt anders zu erleben!

(Zitat: Robert Musil; Collage mit dem Gemälde „Ekstase“ von Jean Benner.)

Emergency Room

„Ich bin einfallsreich“… sage ich zu mir selber. Klar, ist ja sonst auch niemand hier.

Ein Sabberfaden bildet sich an meiner Unterlippe, er schwingt wie ein zartes Spinnenwebpendel beim Sprechen hin und her. „Ihr begreift es einfach nicht, oder? Ich bin kreativ, ich bin jung – HAHA!!! (ich muss selber irre auflachen) …ich? jung?… das ist eine glatte Lüge… aber ich bin skrupellos, hoch motiviert, hoch qualifiziert. Will sagen, die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, mich zu verlieren.“ Wie auf ein Stichwort hin, wird meine Zellentür entriegelt, ein kahler Kopf schiebt sich nach vorne in den kleinen Isolierraum, meine Einmannbühne mit seinen weichen Wänden. Ein Weißkittel macht mir nicht nur seine Aufwartung, sondern auch gleichzeitig seine Visite. Seine Stimme klingt alttestamentarisch stolz, als er mir verkündigt: „Sehr geehrter Antragsteller! Die Mittel unseres Sofortprogramms zur Unterstützung freischaffender Künstlerinnen und Künstler aufgrund der Auswirkungen der Coronavirus-Krise sind leider ausgeschöpft. Ihr unten anhängender Antrag kann leider nicht mehr berücksichtigt werden.“ Als Beweis wirft er mir ein zerknülltes Stück Papier auf den Zellenboden. Nach seinem Kurzauftritt zieht der Weißkittel seinen Kopf sofort wieder zurück, die Zellentür fällt augenblicklich scheppernd in ihr Schloss. Es ist also wie immer. Ich bin ganz bei mir. Allein. „Tja…Ich bin eben ein echter Aktivposten,“ witzel ich. „Aber zur Zeit in Quarantäne. Es ist eine Schande. Hört Ihr! Hört Ihr mich?“ Ich lausche, doch niemand beantwortet meine Frage. Nur mein Blut murmelt tröstend „viele Bächlein ergeben einen Bach“. In diesem Augenblick strahlt eine Leinwand vor meinem geistigen Auge so schneeweiß, wie noch nie. Reine Unschuld. Gerade wenn diese gelingen sollte, soviel weiß ich schon jetzt, wird und muss es eine wahre Zumutung sein.

 

„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“

Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen, forderte Albert Camus 1942. Es klingt erst einmal wie ein Widerspruch, wenn Camus Freiheit predigt und zugleich von einem glücklichen Sisyphos spricht – wie könnten wir uns diesen als frei vorstellen? Dazu verdonnert, ein- und denselben Felsen immer und immer wieder den Berg hinauf zu wälzen, scheint Sisyphos vielmehr Inbegriff des gefangenen, denn freien Individuums zu sein. Doch genau das ist die Dialektik bei Camus, erklärt Martin Meyer (NZZ-Feuilletonchef, der im Sommer 2013 eine Camus-Biografie veröffentlichte): Erst erfährt das Individuum die Welt als undurchdringbar und sinnlos, dann beginnt es sie hinzunehmen und zu akzeptieren. So gesehen ist Sisyphos als Allegorie des Lebens zu verstehen: Er sucht vergeblich nach einem Sinn, kann die ewig gleiche Handlungsabfolge jedoch hinnehmen und so ein Stück weit seine Freiheit zurückerobern. Freiheit heißt bei Camus also, über Revolte gegen die Sinnlosigkeit zu einer Akzeptanz zu finden – und das Sosein des Lebens anzunehmen. Damit ist jedoch nicht gemeint, in eine Art Schockstarre zu verfallen – vielmehr müssen wir jene Gegebenheiten akzeptieren, die wir nicht ändern können und Entscheidungen treffen, wenn wir sie sehr wohl ändern können und wollen. Meyer erklärt es mit der Metapher eines verirrten Wanderers, der schließlich an Ort und Stelle verhungert, weil er zu lange überlegt hat, welcher Weg ihn wieder aus dem Wald hinausführen könnte. Worum es also wirklich geht sind Entscheidungen über Situationen, die wir beeinflussen können: Wir müssen einfach nur losgehen. (Christina Geyer in dem Philosophiemagazin HOHE LUFT vom 8.Dezember 2013)

Ich bin glücklich in meinem Tun…  & stellen Sie sich Sisyhos nun als einen glücklichen Künstler vor. Dann sehen Sie mich. (siehe oben)

Selbstpredigt in Quarantänezeiten

Bund und Länder haben Kontaktbeschränkungen bis 19. April verlängert / Bund und Länder wollen die Ausbreitung des Coronavirus mit weiteren und beispiellosen drastischen Beschränkungen verlangsamen… & Ich weiß nicht wo … Ich rieche nur den Tau, / Den Tau, der früh an meinen Haaren hing, / Den Duft der Erde weiß ich, feucht und lau, / Wenn ich die weichen Beeren suchen ging … / In jenem Garten, wo ich früher war …

Der Auswilderungs-Prozeß

Die EU-Kommission hat offenbar einen Plan, wie die Mitgliedsländer nach den Corona-Maßnahmen wieder zur Normalität gelangen sollen. Einem Zeitungsbericht zufolge schlägt Brüssel einen stufenweisen Ausstieg vor. In einer Osteransprache stimmt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet die Bevölkerung auf eine Lockerung der Einschränkungen der Maßnahmen in der Corona-Krise ein. „Die Bereitschaft zum Verzicht braucht auch eine Aussicht auf Normalisierung. Wir benötigen einen Fahrplan, der uns den Weg in eine verantwortungsvolle Normalität zeigt“, so der Ministerpräsident. Aber es wird nicht einfach werden. Da bin ich mir sehr sicher. Mich wird man regelrecht auswildern müssen, denn in den eigenen vier Wänden und mit meinem täglichen Blog, was will ich mehr? Ein Eis-Café? Vielleicht… ja, stimmt… sicher…

Unter Auswilderung oder Ausgewöhnung versteht man den Prozess, Tiere, die in Gefangenschaft gelebt haben, wieder langsam an ein Leben in der freien Natur zu gewöhnen, mit dem Ziel einer dauerhaften Besiedelung in (z.B.) einem ital. Eis-Café. Neben dem Auffinden bestimmter Cafés ist vor allem das Erkennen von Gefahren (d.h. von einem schlechten Cappuccino wegen keiner bzw. uninspirierender Schaumkrone) sehr wichtig. Da bestimmte Tiere Traditionen ausbilden, müssen auch diese den Zootieren (=Künstlern) beigebracht werden. Bestes Beispiel ist das Erlernen bestimmter Wanderrouten, das heißt von Daheim ohne Zwischenfälle direkt ins Café der Wahl.

Wer unsere Träume stiehlt, gibt uns den Tod. (Konfuzius)

Wahrheit und Exegese

Eine rote, giftsprühende Schlange… ein Ungeheuer, / Ein Drache scheint es von Gestalt, / Mit weitem Krokodilesrachen, / Und alles blickt verwundert bald / Den Ritter an und bald den Drachen. / Und tausend Stimmen werden laut: / »Das ist der Lindwurm, kommt und schaut! / Der Hirt und Herden uns verschlungen, / Das ist der Held, der ihn bezwungen! / Viel andre zogen vor ihm aus, / Zu wagen den gewaltgen Kampf, / Doch keinen sah man wiederkehren, / Den kühnen Ritter soll man ehren!« … Die Sprache der Träume, der Märchen, der Religionen, des Unbewussten zu lernen verändert die ganze Einstellung zur menschlichen Wirklichkeit und ist in sich selber therapeutisch…Der Geschmack an den Märchen hängt in der Möglichkeit, mit Worten Bilder zu imaginieren und also das Träumen noch einmal zu lernen. »Und seine Zunge, die wie eine rote, giftsprühende Schlange war, sie bewegt sich dann nicht mehr.«

Gedanken, die auf Frieden zielen.

Immer wieder zu Ostern werden wir von unserer Vergangenheit eingeholt. Wir erahnen dann, dass James Bonds letzte Mission fehlgeschlagen ist. Wir befinden uns deshalb auf der ganzen Welt in Lebensgefahr. Wir werden bedroht von Raoul Silva, dem kriminellen Genie hinter der ganzen Corona-Pandemie. Der Superschurke macht wirklich vor nichts Halt, um seine Rachegelüste zu stillen.

James Bond: »Mal feiern wir Ostern im März, mal im April. Warum eigentlich?« Raoul Silva: »Die Kirche hat im 4. Jahrhundert festgelegt, dass Ostern auf einen bestimmten Sonntag fällt, nämlich den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Der 22. März ist damit der früheste Termin und der 25. April der späteste.« James Bond: »Heimtückischerweise arbeiten sich diese Gedanken umso gefährlicher an die Seele heran, als ihr Ursprung verborgen ist und jeder denken kann, dass sie von ihm selbst stammen.« Raoul Silva: »Ich bitte Sie, Bond… Mit dem Ostersonntag beginnt die österliche Freudenzeit.« James Bond: »Jeder braucht ein Hobby.« Raoul Silva: »Und was ist Ihr´s?« James Bond: » Auferstehung.«

Die Narren der mittelalterlichen Höfe entsprechen unseren Feuilletonisten; es ist dieselbe Gattung Menschen, halbvernünftig, witzig, übertrieben, albern, mitunter nur dazu da, den allzu schweren, feierlichen Glockenklang großer Ereignisse durch Geschrei zu übertäuben. (Friedrich Nietzsche; Menschliches, Allzumenschliches)

Aber ich schreie hier gar nicht. Ich schmunzle nur.